Passend zum gestrigen Weltfrauentag – oder auch nicht – feiert heute eine sehr prominente Dame ihren 58. Geburtstag. Ja, die Rede ist von ihr: the one and only Barbie! Beziehungsweise ist sie ja gar nicht so einzigartig, denn es gibt sie in unzähligen Reihen und Varianten, die immer wieder den aktuellen Zeitgeist aufgreifen und die Kinderzimmer transportieren sollen.
Aber tun sie das denn? Beim Stichwort Barbie fallen einem ja zunächst die gern zitierten Kritiken ein, dass ihre Körpermaße bei Kindern Essstörungen auslösen könnten, dass eine echte Frau mit diesen Proportionen nicht stehen könnte, weil die Füße zu klein wären, und dass sie (nachdem sie sich mehr oder minder elegant hingelegt hätte) auch sogleich das Zeitliche segnen würde, da in ihrem unteren Rumpfbereich gar nicht genug Platz für alle lebenswichtigen Organe wäre. Zudem wird die Puppe heute vor allem über triviale Themen wie Make-up, Frisuren und Modedesign vermarktet, sodass sie wie kein zweites Spielzeug zum Symbol für die Oberflächlichkeit der Konsumgesellschaft geworden ist.
Dabei fing alles so nobel an: Ihre Erfinderin Ruth Handler wollte mit der Barbie bewusst eine Alternative zu den Babypuppen bieten, die in den 1950er Jahren den Markt dominierten und die Mädchen gezielt auf ihre spätere Mutterrolle vorbereiten sollten. Barbie kam jahrelang beim Kauf immer nur in einem Badeanzug daher, sodass die Mädchen ihre Persönlichkeit mithilfe von Roben, Berufsbekleidung, Sport-Outfits etc. selbst gestalten konnten. Und obwohl dieses Konzept nach Ruth Handlers Ausscheiden bei Mattel in den 1970er Jahren geändert wurde, ist Barbie bis heute unverheiratet, kinderlos und berufstätig, mit eigenem Haus und Auto, mit Pilotenlizenz und diversen Doktortiteln.
Wieso also ist diese selbstbewusste, unabhängige 58-jährige ein solcher Dorn im Auge jeder Feministin? Einzige Erklärung sind die bereits erwähnten Äußerlichkeiten: ihre unrealistischen und überzogen weiblichen Proportionen, ihr meist blondes und stets wallendes Haar, ihre Mischung aus kindlichen Gesichtszügen und auffallend großen Mengen an Make-up, ihr zwangsweise überdimensionierter, extravagant gefüllter Kleiderschrank usw. – Und genau an dieser Stelle komme ich zu meiner eigenen ersten Assoziation, wann immer ich das Stichwort Barbie höre: Vor vielen Jahren, während meines Medienwissenschaftsstudiums, habe ich einen kurzen, aber ausnehmend schlüssig argumentierten wissenschaftlichen Artikel gelesen, der meiner Meinung nach zweifelsfrei bewies, dass es sich bei Barbie um eine Drag Queen handeln muss.
Und wäre ich zu diesem Zeitpunkt nicht bereits überzeugt gewesen, so hätte ich spätestens 2012 jegliche Skepsis verloren. Denn in diesem Jahr durfte das Designer-Duo The Blonds, zu denen auch der Crossdresser Phillipe Blond gehört, eine Barbie gestalten. Die eklatante Ähnlichkeit dieser Puppe zu Phillipe brachte ihr in den Medien weithin den Spitznamen „Drag Queen Barbie“ ein, gegen den offenbar sogar Mattel nicht viel einzuwenden hatte. Das Amüsanteste daran ist allerdings, dass sich diese Barbie kaum von irgendeiner anderen extravagant für die abendliche Gala zurecht gemachten Kollegin unterscheidet. Nur dass sie zuweilen als „noch schöner“ bezeichnet wurde.
Fazit: Bei der Barbie handelt es sich um ein äußerst fortschrittliches und politisch korrektes, leider nur zu oft verkanntes Spielzeug!
Alles Gute zum Geburtstag, Barbie! Und nachträglich noch einmal einen schönen Weltfrauentag!